IHK-Konjunkturberichte

An der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Rhein-Neckar haben sich 382 regional ansässige Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen beteiligt. Der IHK-Konjunkturklimaindex steigt im Vergleich zum Jahresbeginn um vier Punkte und liegt aktuell bei 109 Punkten.
“Die Unternehmen schätzen ihre Lage im Frühjahr leicht schlechter ein als zu Jahresbeginn, gleichzeitig verbessern sich die Erwartungen. Diese Stimmungsaufhellung weckt Hoffnung, dass die Konjunktur wieder etwas an Fahrt aufnimmt. Die Entwicklung dürfte aber weiter durch strukturelle Faktoren gehemmt bleiben“, kommentiert Dr. Axel Nitschke, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar, die Frühjahr-Konjunkturumfrage. Positiv stimmt, dass in der Industrie die Erwartungen von niedrigem Niveau aus jetzt deutlich angestiegen sind. Grund sind die verbesserten Exportaussichten. Gleichzeitig hemmen weiter eine schwache Inlandsnachfrage, die im internationalen Vergleich teure Energie sowie fehlende Mitarbeiter und hohe Lohnkosten. “Ein kraftvoller Aufschwung ist daher in diesem Jahr nicht zu erwarten“, so Nitschke.
Der IHK-Konjunkturklimaindex, Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung in der Rhein-Neckar-Region, beträgt aktuell 109 Punkte. Damit ist der Wert seit der IHK-Umfrage im Januar um vier Punkte gestiegen. Per saldo melden 19 Prozent der Unternehmen eine gute Geschäftslage, was im Vergleich zur vergangenen Umfrage einen Rückgang von 2 Prozentpunkten bedeutet. Grund für den Anstieg des Index-Wertes sind die Geschäftsaussichten, die seit Januar um 8 Prozentpunkte zugelegt haben. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage im Frühjahr, an der sich 382 Unternehmen der Region aus allen Wirtschaftszweigen beteiligt haben. Umfragezeitraum war vom 8. bis zum 29. April 2024. 
Die schwache Inlandsnachfrage ist für knapp 6 von 10 Unternehmen das größte Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung (Mehrfachnennungen möglich). Der Mangel an Fach- und Arbeitskräften geht etwas zurück (-5 PP), treibt aber immer noch 56 Prozent der Unternehmen um. Aktuell sehen 47 Prozent der Betriebe in hohen Arbeits- und 46 Prozent in hohen Energiekosten ein Risiko. Keine Entspannung zeigt sich bei den Faktoren “Wirtschaftspolitik“ und “geopolitische Spannungen“. Knapp jedes dritte Unternehmen bewertet die Wirtschaftspolitik als belastend. “Das zeigt den großen wirtschafts- und finanzpolitischen Handlungsbedarf“, so Nitschke. 
Einen kräftigen Schub erfahren die Ausfuhrpläne der Industriebetriebe. Der Export-Saldo steigt im Vergleich zum Januar um 22 Prozentpunkte an. Aktuell gehen per saldo 15 Prozent der Unternehmen von zunehmenden Exporten in den kommenden zwölf Monate aus. “Aus Sicht der Unternehmen wird der Welthandel in den kommenden Monaten wieder an Schwung gewinnen. Die Exportwirtschaft in der Region hofft, davon zu profitieren“, so Nitschke. So bewegen sich die Ausfuhrpläne in die Länder der Eurozone wieder im positiven Bereich und auch in die übrigen europäischen Länder legen die Ausfuhrerwartungen zu. Zugpferd bleibt aber der nordamerikanische Markt und auch die Exportabsichten nach Asien sind per saldo wieder positiv. 
In der Industrie gehen die Lagebeurteilungen im Vergleich zum Januar um 7 Prozentpunkte zurück, per saldo meldet nur noch jedes zehnte Unternehmen eine gute Geschäftslage. Mit Blick in die einzelnen Industriebereiche zeigt sich bei den Konsumgüterproduzenten und im Tiefbau eine Verbesserung der Lage, während die Geschäfte im Hochbau, bei Investitionsgüter- und bei Vorleistungsgüterproduzenten nachlassen. Die Auftragseingänge bleiben insgesamt tendenziell rückläufig, die Situation hat sich im Vergleich zum Jahresbeginn aber nicht weiter verschärft. Da auch die Auslastung der Kapazitäten wieder etwas zugelegt hat, gehen die Geschäftserwartungen in Verbindung mit den Exportaussichten allmählich wieder nach oben. Der Erwartungssaldo steigt seit Januar um 14 Prozentpunkte an und liegt aktuell mit +8 Punkten wieder im positiven Bereich. 
Die Großhändler und Handelsvermittler der Region schätzen ihre Geschäftslage aktuell schwächer ein als im Januar. Der Saldo sinkt um 9 Prozentpunkte und liegt mit +4 Punkten nur noch knapp im positiven Bereich. Die Aufträge und Umsatzerwartungen sind per saldo weiterhin negativ, die Geschäftserwartungen bleiben dementsprechend auf ähnlich schlechtem Niveau wie zu Jahresbeginn. So liegt der Erwartungssaldo im Großhandel aktuell bei -30 Punkten.
Auch die Einzelhändler schätzen ihre Lage schlechter ein als zum Jahresbeginn. Der Lage-Saldo liegt aktuell bei +6 Punkten, im Januar lag er bei +9 Punkten. Bei den Erwartungen für die kommenden zwölf Monate zeigt sich keine Aufhellung. Der Saldo geht seit Januar um einen weiteren Punkt zurück und liegt mit -24 Punkten aktuell weiterhin klar im negativen Bereich. “Der Anstieg der Verbraucherstimmung, den die Konsumbarometer von HDE und GfK derzeit anzeigen, ist bisher noch nicht in den Geschäften unserer Region angekommen“, so Nitschke.
“Das Dienstleistungsgewerbe präsentiert sich einmal mehr als konjunktureller Dauerläufer in unserer Region“, so Nitschke. Denn im Vergleich mit den anderen Sektoren schätzen die Dienstleister ihre Lage weiterhin mit Abstand am günstigsten ein (+26 Punkte). Die Geschäftserwartungen können auf niedrigem Niveau zulegen. Sie steigen im Vergleich zum Januar um 4 Prozentpunkte und liegen nun per saldo mit +7 Punkten im positiven Bereich. Dabei zeigt sich insbesondere bei Unternehmensdienstleistern und im Finanzgewerbe eine positive Stimmung, während aus dem Hotel- und Gastgewerbe sowie dem Verkehrssektor weiterhin ernüchternde Zahlen gemeldet werden. 
Die Investitionsabsichten der Unternehmen legen im Vergleich zum Jahresbeginn zu. Der Investitionssaldo liegt nicht mehr im negativen Bereich, wie noch im Januar, sondern mit +5 Punkten im positiven Bereich. Wenn investiert wird, dann bleibt der Ersatzbedarf mit 62 Prozent das vorherrschende Investitionsmotiv (Mehrfachnennungen möglich). 43 Prozent der Betriebe planen Investitionen in Digitalisierungsprozesse und knapp 30 Prozent der Unternehmen möchten verstärkt in Innovationsprojekte investieren. Mit 27 Prozent liegen Rationalisierungen auf Platz 4 und Umweltschutz- sowie Energieeffizienzmaßnahmen mit 26 Prozent auf Platz 5 der meistgenannten Investitionsmotive. Knapp jedes vierte investierende Unternehmen plant zu expandieren und seine Kapazitäten zu erweitern.
Im Frühjahr 2024 tritt der Arbeitsmarkt in der Region auf der Stelle. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt nur minimal, normalerweise fällt die Belebung um diese Jahreszeit deutlich stärker aus. Die Beschäftigungsabsichten der Unternehmen legen seit Jahresbeginn zwar um drei Punkte zu, der Saldo liegt aber weiterhin mit -3 Punkten im negativen Bereich. Es ist damit tendenziell mit keinem Zuwachs der Beschäftigtenzahlen in den nächsten zwölf Monaten zu rechnen.